Ärger um Online-Bewertung der Gemeinde Rommerskirchen

Die Gemeinde Rommerskirchen wehrt sich gegen einen Spiegel-Artikel. In diesem geht es um die Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu.de und wie die Verwaltung dort dargestellt wird.

Rommerskirchen Rathaus
© Gemeinde Rommerskirchen

Ein aktueller Artikel des „SPIEGEL“ berichtet über die Recherche des Magazins über die Bewertungsplattform „Kununu.de“. Dort gibt es viel Lob für die Gemeinde Rommerskirchen: „Zur Arbeit gehen, fühlt sich an, wie nach Hause kommen!“, „Noch in keinem Job hatte ich eine derart gute Work-Life-Balance!“ oder „Für junge Mütter einfach super. Für Väter natürlich auch.“ Die Weiterempfehlungsrate liegt bei 94 Prozent, insgesamt gibt es vier von fünf Sternen. Laut SPIEGEL, mit dem wir in Kontakt stehen und der uns die Rechtssicherheit seiner Recherche bestätigt hat, hätte es aber auch wohl ganz andere Bewertungen gegeben.

Zitat SPIEGEL:

„Der Chef sei ein Narzisst, sagen ehemalige Angestellte - und schrieben das auch öffentlich auf Kununu.de. Aber ihre Einträge seien verschwunden, „offline gestellt“, wie die Bewertungsplattform es nennt. Wie rau der Umgangston im Rathaus der Gemeinde Rommerskirchen war, legen Screenshots von Chatnachrichten nahe, die dem SPIEGEL [und auch NE-WS 89.4] vorliegen. Seine Mitarbeiter bezeichnet der Bürgermeister darin schon mal als „Schauspieler, die mich verarschen wollen“. Dabei sind es seine Aussagen, die sich lesen wie die eines durchgeknallten Chefs einer schlechten Vorabendserie. […] Seine Sätze beendet er gern mit Ausrufezeichen: „Bitte sofort drum kümmern!!! Nicht immer über mich!!!!!!“. (kompletter Artikel hinter Paywall >>>HIER<<<)

Konkret geht es in dem Artikel um eine angebliche ehemalige Mitarbeiterin (oder da komplett anonym vielleicht auch Mitarbeiter), die sich den Namen Luisa Schüller gegeben hat. Sie habe demnach das Auftreten von Bürgermeister Mertens ihr gegenüber als despotisch empfunden. Nach der Kündigung habe sie dann eine Bewertung „als Warnung“ bei Kununu geschrieben. Aber diese Bewertung sei nicht lange online gewesen, heißt es im SPIEGEL weiter. Dies mag vor allen Dingen daran liegen, dass die Bewertungsplattform Nachweise von Mitarbeitenden verlangt, damit es z.B. nicht zu geschäftsschädigenden Bewertungen von Konkurrenten ohne verifizierte Grundlage kommen kann. Aus Angst vor einer Rückverfolgbarkeit (gerade bei der überschaubaren Größe der Rommerskirchener Verwaltung) und weiterem Ärger, kam Luisa Schüller dem wohl nicht nach, so dass ihre Bewertung dementsprechend unsichtbar blieb.

Der SPIEGEL-Artikel befasst sich dann ausführlich mit dem Geschäftsmodell solcher Bewertungsplattformen – dem eigentlichen Hauptinhalt der ganzen Recherche. Für uns im Rhein-Kreis Neuss bleibt aber die Frage: Wie ist das Arbeitsklima bei der Gemeinde Rommerskirchen wirklich?

Die Sicht der Verwaltung auf diese Frage und den Artikel des SPIEGEL wurde uns umgehend und ausführlich von der Pressestelle dargestellt:

Am 28.10.2023 ist in der Online-Version der Zeitschrift „Der Spiegel“ im Zusammenhang mit dem Arbeitgeberbewertungsportal www.Kununu.de ein Artikel veröffentlicht worden, in dem auch die Gemeinde Rommerskirchen erwähnt wird. Unabhängig von inhaltlichen Defiziten wird dieser Artikel auch im Hinblick auf mögliche vorsätzliche Verletzungen von Dienstgeheimnissen nach §353b Strafgesetzbuch und der DSGVO juristisch kritisch beurteilt. In diesem Artikel unterstellt eine anonyme, angeblich früher bei der Gemeinde beschäftigte Person anderen Mitarbeitenden, negative Bewertungen löschen lassen zu haben.
So wie jede andere Online-Plattform unterliegen Einträge bei Kununu.de den europäischen und deutschen Gesetzen sowie Regeln und Richtlinien der Betreiberplattform, die von Nutzern zwingend und selbstverständlich einzuhalten sind. Eine Entfernung von Beiträgen kann nur unter sehr eingeschränkten Voraussetzungen durch den Portalbetreiber selbst durchgeführt werden. Nach den Richtlinien der kununu.de dürfen ausschließlich Arbeitgeber bewertet werden, für die oder der Verfassende auch tatsächlich gearbeitet oder sich beworben hat. In der Vergangenheit wurden Bewertungen, die offensichtlich nicht von Beschäftigten der Gemeinde Rommerskirchen verfasst worden sind, der Plattform gemeldet. Der oder die Verfasserin konnten entsprechende Nachweise über eine tatsächliche Beschäftigung offenbar nicht erbringen, weshalb diese Fake-Bewertungen durch Kununu.de offline gestellt wurden. Zudem wurden auch Beleidigungen, politische Wahlaufrufe und nachweislich unwahre Behauptungen durch Kununu.de nach Meldung offline gestellt.
Seitens der Gemeindeverwaltung wurde in diesem Zusammenhang bereits Strafanzeige gestellt, da in einem Beitrag, der unter anderem die politischen Aktivitäten einer bestimmten Fraktion im Gemeinderat lobte, mehrere strafrechtlich relevante Äußerungen gegenüber Mitarbeitenden getätigt wurden. Ein Ermittlungsverfahren läuft noch.
Der Artikel im Spiegel enthält darüber hinaus Zitate einer dienstlichen Nachrichtengruppe, von denen der Eindruck erweckt wird, sie könnten von der Verwaltungsspitze stammen. Diese Zitate sind gegenüber dem Spiegel nicht bestätigt worden. Bestätigt wurde, dass es in der Gemeinde nicht zuletzt seit Corona üblich ist, digitale Kurznachrichten auch für die dienstliche Kommunikation zu nutzen.
Da der Spiegel darauf hingewiesen hat, dass ein früherer Beschäftigter Screenshots von internen dienstlichen Nachrichtenverläufen zwischen Mitarbeitenden an externe Dritte weitergegeben hat, wurden sowohl von Seiten des Arbeitgebers als auch von den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst Strafanzeigen gestellt.
Inwieweit die Straftaten im Zusammenhang mit der verhaltensbedingten Freistellung und Beendigung des Arbeitsverhältnisses eines früheren Mitarbeitenden stehen, wird derzeit ermittelt. Da es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren handelt, kann die Gemeinde derzeit hierzu keine weiteren Angaben machen.
Auch künftig wird die Gemeinde Rommerskirchen jede Form der Hetze, der Beleidigung und Verleumdung von Dritten gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - auch, wenn sie vermeintlich anonym im Internet getätigt werden - zur Strafanzeige bringen.

Ob es sich bei den im SPIEGEL-Artikel geschilderten Arbeitsbedingungen in der Gemeindeverwaltung Rommerskirchen tatsächlich um die objektive Wahrheit handelt oder „nur“ um ein persönliches Empfinden, können wir nicht verlässlich einschätzen. Die uns vorliegenden Screenshots aus den verwaltungsinternen Gruppenchats – sofern sie denn echt sind – lassen zumindest auf eine gewisse Lockerheit auch von oberster Ebene im Umgangston schließen, der für manchen Mitarbeitenden vielleicht zu rau und ungewohnt - und damit vielleicht auch überdenkenswert - ist.

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