Aktuelles zum Mordfall Claudia Ruf

23 Jahre nach dem Mord an Claudia Ruf aus Grevenbroich-Hemmerden glaubt die Polizei, den Fall möglicherweise kurzfristig klären zu können. Alle aktuellen Infos bekommt ihr hier.

Die Ermittler gehen fest davon aus, dass der Täter aus Hemmerden oder der nahen Umgebung kommt. In der Grundschule in Hemmerden wurden an zwei Wochenenden (23./24. & 30.11./01.12.) DNA-Reihenuntersuchungen durchgeführt. Das Landeskriminalamt NRW wendet hierbei zum ersten Mal in Deutschland eine neue Untersuchungsmethode an. Es ist der erste Test, der auch DNA-Beinahetreffer anzeigt, nämlich dann, wenn nicht die untersuchte Person, sondern Verwandte für den Mord in Frage kommen. Die 11 Jahre alte Claudia Ruf war 1996 entführt und später in Oberwichterich bei Euskirchen verbrannt worden.

Suche nach Hinweisen bei "Aktenzeichen XY...ungelöst"

Der Mordfall Claudia Ruf aus Grevenbroich war am Mittwochabend (11.12.) Thema in der Fernseh-Sendung Aktenzeichen XY ungelöst. Die letzten Wochenenden war nochmal ein großer DNA-Test, bisher ohne Ergebnis. An dem Massengentest haben viele Männer in Hemmerden teilgenommen, aber es fehlen noch viele Männer, die früher in Hemmerden lebten und weggezogen sind. Deutschlandweit Aufmerksamkeit zu bekommen, kann die Ermittler ein Stück weiter bringen, sagt Moderator Rudi Cerne wir haben mit ihm vorab gesprochen und die Infos von der Sendung aufgearbeitet.

© NE-WS 89.4
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Es wurde in der Sendung ein Appell an die Männer gerichtet, die zum Tat-Zeitpunkt in Hemmerden gewohnt, aber mittlerweile weggezogen sind. Sie sollen sich an dem Massen-Gentest beteiligen, wenn sie dazu aufgefordert werden. Es gingen während der Sendung auch Hinweise zu dem Fall ein. Unter anderem auf drei Personen, die sich nach der Tat das Leben genommen haben. Zwei davon waren der Polizei bereits bekannt, die dritte wird jetzt überprüft. Die Ermittler können nämlich nicht ausschließen, dass der Täter sich nach dem Verbrechen selbst umgebracht hat.

945 DNA-Tests abgegeben

Bislang haben 945 Männer an dem ersten Teil einer DNA-Reihenuntersuchung teilgenommen. Sie waren an den vergangenen beiden Wochenenden der Einladung der Staatsanwaltschaft und der Polizei gefolgt und gaben in der Grundschule in Hemmerden ihre Speichelproben ab. Zunächst waren von den Ermittlern 800 Männer aus Hemmerden eingeladen worden. In der vergangenen Woche erhöhte sich die Anzahl auf 1000, weil weitere Männer ermittelt werden konnten oder sich selber gemeldet hatten, die im Jahre 1996 Bezugspunkte nach Hemmerden hatten. Auch die an diesem Wochenende genommenen Speichelproben werden in das Landeskriminalamt NRW nach Düsseldorf gebracht. Dort werden sie mit der tatrelevanten Spur abgeglichen. "Dieser Vorgang wird voraussichtlich zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen", erklärte der Leiter der Mordkommission, Erster Kriminalhauptkommissar Reinhold Jordan.

Über 100 Hinweise gingen bei Ermittlern ein

Neben der DNA-Reihenuntersuchung wurden die Einwohner Hemmerdens nochmals um Hinweise zu verdächtigen Personen oder Wahrnehmungen gebeten. Die Ermittler gehen nun rund 100 Hinweisen zu verdächtigen Wahrnehmungen, Fahrzeugen und Personen nach, die auch über das eigens geschaltete Hinweistelefon (02131-300 25 252) abgegeben wurden. Ein konkreter Tatverdacht hat sich allerdings bislang noch nicht ergeben.

Polizei informierte über DNA-Reihenuntersuchung

In den vergangenen zwei Wochen arbeiteten Beamtinnen und Beamte der Bonner Polizei und des Rhein-Kreis Neuss nicht nur in der Mordkommission eng zusammen. Mit dem Landeskriminalamt NRW hatten sie sich in einer gemeinsamen Aufbauorganisation zusammengeschlossen und von dort aus die vielen Maßnahmen vorbereitet und koordiniert. In Hemmerden verteilten sie Informationsbroschüren an die Haushalte, waren an neun Tagen mit der Mobilen Wache auf dem Kirchplatz für die Menschen ansprechbar und führten an insgesamt vier Tagen die Entgegennahme der Speichelproben durch. In der Spitze waren rund 50 Beamtinnen und Beamte im Einsatz. Im Rahmen der begleitenden Presse- und Öffentlichkeitsarbeit informierten die beteiligten Polizeibehörden auf der eigenen Webseite über den aktuellen Ermittlungsstand sowie den Ablauf der DNA-Reihenuntersuchung. Begleitend dazu erklärte die Polizei über die sozialen Medien fortlaufend die geplanten Ermittlungsschritte.

"Kein Mörder darf sich sicher fühlen!"

Am Sonntag (01.12.) informierten sich die Bonner Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa und der Landrat des Rhein-Kreis Neuss, Hans-Jürgen Petrauschke, in der Grundschule Hemmerden bei den Polizistinnen und Polizisten über den Verlauf der DNA-Reihenuntersuchung. Anschließend zogen sie eine erste Bilanz:

"Kein Mörder darf sich sicher fühlen! Immer wenn sich neue Ansatzpunkte ergeben, die Täter ungeklärter Mordfälle zu überführen, ergreifen wir die Chance. Durch die Neubewertung der Profiler des Landeskriminalamtes NRW, neue wissenschaftliche DNA-Untersuchungsmethoden und eine geänderte Rechtslage haben wir nun die Möglichkeit, nach 23 Jahren das Verbrechen an Claudia Ruf aufzuklären. Im Zuge unserer Ermittlungen kommt dabei dem § 81h StPO eine besondere Bedeutung zu. Dabei geht es um die sogenannten "Beinahe-Treffer", d.h. eine abgegebene DNA-Probe kann auch einem Verwandten zugeordnet werden. Neu ist, dass diese Information nun auch der Polizei mitgeteilt werden darf. In dem Wissen um mögliche Vorbehalte in der Bevölkerung haben wir mit der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, den Kolleginnen und Kollegen des Rhein-Kreis Neuss sowie des Landeskriminalamtes NRW diese DNA-Reihenuntersuchung vorbereitet. Dabei galt es, die Menschen in Hemmerden "mitzunehmen", sie über die Reihenuntersuchung, den polizeilichen Umgang mit ihren persönlichen Daten zu informieren und sie zur Teilnahme zu bewegen. Dies ist uns gemeinsam gelungen. Die hohe Anzahl der Männer, die an den vergangenen zwei Wochenenden eine Speichelprobe abgegeben haben, ist dafür ein Beleg. Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, die überaus professionell und mit großem Engagement daran arbeiten, dieses schreckliche Verbrechen aufzuklären", erklärte Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa.
"Ich freue mich über das hohe Engagement und die positive Resonanz der Hemmerdener Bevölkerung zur DNA-Reihenuntersuchung und bedanke mich bei allen, die bereits ihre Speichelprobe abgegeben haben. Ich appelliere an diejenigen, die sich bisher nicht beteiligt haben: Helfen Sie mit, den Mord an der damals elfjährigen Claudia Ruf aufzuklären und unterstützen Sie die Polizei dabei, der Familie endlich Gewissheit zu verschaffen. Einen großen Dank richte ich auch an alle Polizistinnen und Polizisten, die an diesem Fall mitwirken und die bereits seit 23 Jahren alles daran setzen, den Mörder zu fassen", so Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.

Die Ermittlungen gehen weiter

Für die Beamtinnen und Beamten der Mordkommission sind die Ermittlungen damit nicht beendet.

"Die Männer, die trotz Einladung nicht zu den Terminen in der Grundschule erschienen sind, werden durch die Beamtinnen und Beamten aufgesucht. Außerdem gilt es, die Speichelproben von weiteren 900 Männern zu erfassen, die damals einen Bezugspunkt nach Hemmerden hatten, aber mittlerweile in anderen Städten und Orten in Deutschland oder sogar im Ausland leben. Diese Männer werden über die örtlich zuständigen Polizeibehörden oder die Ermittlungsteams der Mordkommission kontaktiert und vor Ort um Abgabe einer Speichelprobe gebeten. Einige Personen, die in das Raster passen, sind bereits verstorben. In diesen Fällen werden wir deren Verwandte aufsuchen" so Jordan.

5.000,- Euro Belohnung für Hinweise

Außerdem setzten Polizei und Staatsanwaltschaft weiterhin auf Hinweise. Die Staatsanwaltschaft hat für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, 5.000,- Euro ausgelobt. Hinweise werden auch weiterhin über das Hinweisformular auf der Webseite, das Hinweistelefon der Polizei (02131 300-25252) oder von jeder Polizeidienststelle entgegengenommen.

Vater ruft zu Mithilfe auf

Der Vater der ermordeten Claudia ruft zur Mithilfe auf.

Informationsblatt der Polizei

Ältere Meldungen

Am Wochenende (23./24.11.) rund 700 Speichelproben abgegeben

In Grevenbroich-Hemmerden ist der groß angekündigte DNA-Massen-Gentest im Fall Claudia Ruf gestartet. Fast 700 Männer haben am Wochenende im Mordfall Claudia Ruf anlässlich einer DNA-Reihenuntersuchung eine Speichelprobe in der Grundschule in Grevenbroich-Hemmerden abgegeben. Erstmals kann die Polizei den Mörder auch dann ermitteln, wenn nicht er selbst, sondern Verwandte am Massengentest teilgenommen haben. Die Ermittler sehen guten Chancen, den Täter zu fassen. Am Samstag hatten fast 500 Männer eine Speichelprobe über den Tag verteilt abgegeben, am Sonntag waren es knapp 200. Die Röhrchen mit den entsprechenden Proben wurden bereits zum Landeskriminalamt gebracht. Die Auswertung kann vier- bis acht Wochen dauern. Täter-Profilexperte Andreas Müller vom Landeskriminalamt glaubt, dass der mutmaßliche Mörder derzeit hochnervös sein dürfte. Auch am nächsten Wochenende können die im Rahmen der Aktion angeschriebenen Männer noch ihre Speichelprobe abgeben.Neben der DNA-Reihenuntersuchung bitten die Ermittler aber auch um Hinweise aus der Bevölkerung. Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach hat für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, 5.000,- Euro ausgelobt. Hinweise werden über das Hinweistelefon unter 02131 300-25252 sowie das Hinweisformular auf der Webseite bonn.polizei.nrw/MKRuf entgegengenommen.

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800 Männer zum Speicheltest eingeladen

Am Samstagvormittag (16.11.) haben Polizeibeamtinnen und -beamte des Rhein-Kreis Neuss 800 Männer im Grevenbroicher Ortsteil Hemmerden zu der bevorstehenden DNA-Reihenuntersuchung eingeladen. Dort werden die Männer, die 1996 zwischen 14 und 70 Jahre alt waren, ab dem kommenden Wochenende (23./24.11.) zur Speichelprobenabgabe gebeten. Die Polizisten gingen von Haus zu Haus und waren außerdem mit ihrer Mobilen Wache auf dem Kirchplatz in Hemmerden für die Menschen ansprechbar. Vorort erhielten die Beamtinnen und Beamten viele positive Rückmeldungen zu den anstehenden Ermittlungsmaßnahmen sowie den 2000 Informationsbroschüren, die an die Haushalte in Hemmerden verteilt worden sind. Am Vormittag kamen drei Männer spontan zur Mobilen Wache und wollten dort schon ihre Speichelprobe abgeben. Dies ist aber erst an den kommenden beiden Wochenenden in der Gemeinschaftsrundschule Schulstraße 5 41516 Grevenbroich-Hemmerden Straße zu folgenden Zeiten möglich: 

Samstag, 23.11.2019, von 10 Uhr bis 18 Uhr

Sonntag, 24.11.2919, von 10 Uhr bis 18 Uhr

Samstag, 30.11.2019, von 10 Uhr bis 18 Uhr

Sonntag, 01.12.2019, von 10 Uhr bis 18 Uhr

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Rückblick

Es ist ein Verbrechen, das die Menschen im Rhein Kreis Neuss nicht loslässt – und auch die Polizei lässt es nicht ruhen. Am 11. Mai 1996 - also vor 23 Jahren - ist Claudia Ruf aus Grevenbroich-Hemmerden verschwunden. Elf Jahre alt ist das Mädchen damals. Sie war nachmittags mit dem Hund der Nachbarn unterwegs. Der Hund kehrte zurück, Claudia aber nicht. NE-WS 89.4-Reporter Marc Pesch blickt zurück:

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Was passiert bei einer DNA-Reihenuntersuchung?

Erklärvideo: So läuft eine DNA-Reihenuntersuchung ab

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