
Baubeginn für Stromkonverter in Meerbusch-Osterath
Über zehn Jahre haben die Diskussionen zu dem umstrittenen Stromumwandler gedauert. Jetzt haben offiziell in Meerbusch-Osterath die Bauarbeiten begonnen.
Veröffentlicht: Mittwoch, 31.05.2023 14:00
Es ist das Dauer-Thema im Rhein-Kreis Neuss: Der Stromkonverter. Jahrelang wurde darum gestritten, wo der denn genau gebaut werden soll. Am Mittwoch (31.05.) ist offiziell der Grundstein für den Bau in Meerbusch-Osterath gelegt worden. Also im Prinzip ziemlich genau da, wo ihn der Netzbetreiber Amprion von Anfang an bauen wollte. Bis dahin gab es aber unzählige Diskussionen, viele Sorgen und Proteste aus Angst vor dem "Stromungeheuer".
Der Stromkonverter soll in Zukunft den sogenannten Gleichstrom - der beispielsweise von den großen Windparks im Meer zu uns transportiert wird - in Wechselstrom umwandeln. Der ist nötig für die Stromversorgung in unseren Wohnungen und Häusern. Wenn der Konverter fertig ist, werden hier zwei Stromleitungen aus Nord- und Süddeutschland miteinander verknüpft. Osterath spielt in Zukunft also eine wichtige Rolle, meint auch NRW-Energieministerin Mona Neubaur:
Und zwar ab 2026. Dann soll der Konverter laut Netzbetreiber Amprion in Betrieb gehen. Mehr als zehn Jahre lang wurde geplant und vor allem wurde darüber diskutiert, wo der Konverter genau gebaut werden soll. Letztendlich ist es dann aber Meerbusch-Osterath geworden. Der Netzbetreiber Amprion ist jetzt natürlich froh, endlich loslegen zu können. Rund 600 Millionen Euro soll der Bau für den Konverter kosten. Die Anlage wird etwa 18 Meter hoch und so groß wie rund 19 Fußballfelder.
Insgesamt sind die Gefühle aber ziemlich gemischt, was den Standort Osterath angeht. Das meinte auch Meerbuschs Bürgermeister Christian Bommers. Die Stadt hat sich ja lange gegen den Konverter gewehrt. Und auch die Anwohner haben jahrelang gekämpft und konnten auch etwas bewirken. Beispielsweise, dass der Konverter mit rund 700 Metern Abstand zur nächsten Wohnsiedlung gebaut wird. Jetzt hoffen sie, dass Amprion sich auch an die anderen Abmachungen hält, sagt Norma Köser von der Meerbuscher Bürgerinitiative:
Dazu gehört zum Beispiel auch, dass rund um das Gelände begrünte Schutzwälle entstehen, damit der Konverter wenigstens optisch in Zukunft nicht so auffallen wird. Der Grundstein für das umstrittene Projekt ist gelegt. Stadt, Netzbetreiber und Anwohner wollen sich aber auch weiterhin während des Konverter-Baus austauschen.
Der Rückblick auf die Proteste zum Konverter-Standort:
Die ersten Proteste gab es 2012 auf einem Feld in Meerbusch-Osterath. Da wurde die erste Bürgerinitiative gegen den Konverter gegründet. Kurz darauf demonstrierten fast 1000 Leute auf dem Kirchplatz in Osterath, und danach ging das Thema wie ein Lauffeuer durch den ganzen Rhein-Kreis Neuss. Fast keine Kommune wurde als möglicher Standort ausgespart. Die Reaktionen waren aber überall gleich. Keiner wollte dieses "Strommonster", wie es ja von vielen genannt wurde, haben.
Wie lange uns das Thema schon beschäftigt, zeigen diese Töne von den früheren Bürgermeistern Franz-Josef Moormann aus Kaarst, Herbert Napp aus Neuss und Bürgermeisterin Ursula Kwasny aus Grevenbroich, die allesamt gegen die Vorschläge waren, den Konverter in ihrer Stadt zu bauen:
Alle drei sind schon lange nicht mehr im Amt. Und selbst in Rommerskirchen war der Konverter auf einmal Thema. Das fand Bürgermeister Martin Mertens aber auch nicht gut:
Die Sorgen waren überall die gleichen: Angst vor elektromagnetischen Strahlen, vor der Entwertung der eigenen Grundstücke, vor Betriebslärm und auch vor Terroranschlägen. Diese Diskussionen gingen dann erstmal jahrelang und ohne Ergebnis so weiter. Immer wieder wurden neue Gebiete vorgeschlagen, darunter zum Beispiel auch der Kraftwerksstandort in Grevenbroich-Frimmersdorf. Aber für keinen gab es eine Zustimmung. Das änderte sich dann ein wenig, als die sogenannte Dreiecksfläche in Kaarst ins Spiel kam. Die sollte es dann sein. Die hatte den größten Abstand zur Wohnbebauung und war daher auch bei den Bürgermeistern aus den anderen Städten beliebt. Aber nicht bei den Kaarstern:
Aber die Fläche hielt sich als Favorit, weil selbst der Netzbetreiber Amprion zu dem Schluss gekommen war, dass diese Fläche zwischen A57, der Bahn und der L30 im gesamten Rhein-Kreis Neuss die sei, die am besten für den Konverterbau geeignet sei. Dazu ist es dann aber doch nicht gekommen. Denn auf der Fläche darf gar nichts gebaut werden. Im Regionalplan steht, dass da nur Kies abgebaggert werden darf. Es ging also um die Frage Kiesabbau oder Konverter-Bau? Und da dämpfte von Beginn an auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke die Hoffnungen, dass eine einfache Lösung gefunden wird:
Also hätte der Kiesabbau auf jeden Fall Vorrang. Für den Konverter-Bau hätte der Regionalplan geändert werden müssen. Und in weiser Voraussicht, dass es mit der Dreiecksfläche nicht klappen könnte, hat Amprion auch schon 2017 eine Fläche in Osterath gekauft. Und die ist es dann ja bekanntlich auch geworden.
2019 hat Amprion dann gesagt, dass der Konverter da gebaut werden soll. Dann hat es nochmal eine zeitlang gedauert, bis die offizielle Genehmigung für den Bau kam. Im Herbst 2022 hat der Kreis es dann erlaubt. Und seitdem laufen da auch Stück für Stück die Vorbereitungen. Ein altes Wärterhaus der Bahn musste als erstes dran glauben. Jetzt rollen seit einiger Zeit die LKW für die Einrichtung der Baustelle.





