Die Pläne zum Erftumbau in Grevenbroich

Der Erftverband plant bis 2030 eine Renaturierung der Erft. Das wird erforderlich, weil nach dem Ende der Braunkohle kein Wasser mehr aus dem Tagebau in die Erft geleitet wird.

© Erftverband

Die Erft war früher ein eher kleiner Fluss mit wenig Wasser. In den 1950er-Jahren begann der Abbau der Braunkohle. Damit man in den Tagebauen die Braunkohle abbauen konnte, musste das Wasser abgepumpt werden. Dieses Wasser nennt man Sümpfungswasser. Das Wasser aus dem Tagebau Hambach wurde in die Erft geleitet. Das passiert bis heute. Dadurch ist die Erft im Laufe der Jahre immer größer und breiter geworden. Das Flussbett wurde zum Teil auch künstlich verbreitert. Heute besteht der größte Anteil des Wassers aus der Erft aus diesem Sümpfungswasser. Das Problem: Die Landesregierung hat beschlossen, dass der Braunkohleabbau in den 2030er-Jahren endet. Ab dann wird auch kein Wasser mehr aus dem Tagebau Hambach in die Erft fließen. Und dann führt der Fluss deutlich weniger Wasser als heute. Das Flussbett wäre für die geringere Menge an Wasser viel zu breit und zu gradlinig.

Welche Folgen drohen der Erft?

Nach Einschätzung der Experten hätte es für die Erft fatale Folgen, wenn es keine Renaturierung geben würde. Bei sinkenden Abflüssen erwarten die Experten eine Erhöhung der Wassertemperatur. Außerdem könnte das Wasser an einigen Stellen zum Stehen kommen. Es würden sich Algen bilden. Die würden zum einen "stinken" und zum anderen dafür sorgen, dass anderen Pflanzen die Nährstoffe entzogen werden. Auch Fische hätten weniger Sauerstoff und es könnte ein Fischsterben drohen. Zudem würde bei einem geraden, breiten Flussbett die Gefahr der Austrocknung bestehen, sagen die Experten.

Wie will der Erftverband das Problem lösen?

Das ökologische Gleichgewicht der Erft soll durch einen Umbau gerettet werden. Die Erft soll an einigen Stellen verlängert und naturnah gestaltet werden. Dann soll sie sich in Schlangenlinien (mäanderförmig) durch jetzige Flussauen schlängeln. Dadurch, dass das Flussbett natürlicher und kleiner wird, könnten Fische, Pflanzen und Tiere überleben, sagen die Experten. Martina Jüttner (Projektleiterin vom Erftverband):

"Die Renaturierung der Erft ist absolut erforderlich, weil wir ab 2030 kein Sümpfungswasser aus dem Tagebau mehr haben. Das heißt, der Planungsraum wird sich komplett verändern. Wir werden nur noch ein Drittel bis ein Viertel der heutigen Abflussmengen haben. Das Bild, wird sich ganz anders gestalten und dafür ist ein vitales Gewässer zwingend erforderlich und das geht nur im renaturierten Bereich."

Welche Projekte sind als nächstes geplant?

Als nächstes sollen Bereiche in Grevenbroich renaturiert werden. Geplant ist ein Bereich zwischen Wevelinghoven und Neubrück. Aktuell ist die Erft da 6 Kilometer lang. Nach der Renaturierung sollen es dann 10 Kilometer sein. In Wevelinghoven soll die Erft dafür etwas vom Ortskern wegrücken. Einige Anwohner, die aktuell mit ihren Gärten direkt an der Erft wohnen, sind mit den Plänen nicht einverstanden. Sollte es Protese und Klagen geben, könnte sich der Zeitplan des Umbaus nach hinten verschieben.

Wo ist die Erft schon renaturiert?

Unter anderem in Neuss Gnadental ist die Erft schon renaturiert. Da schlängelt sich die Erft jetzt durch eine Auenlandschaft. Im renaturierten Bereich ist die Wasserhöhe niedriger als im ursprünglichen Flussbett. Steine, Baumstämme und kleine Inseln sorgen dafür, dass sich da so eine Art "Fahrrinne" für Fische entwickelt. Anwohnerin Barbara war erst skeptisch und später begeistert:

"Am Anfang dachte ich, mein Gott, warum greift man da jetzt so in die Natur ein, weil ich mir es überhaupt nicht vorstellen konnte. Jetzt ist es wirklich so, dass sich da ganz viele Tiere auch wieder angesiedelt haben und die Erft fließt auch irgendwie besser. Also ich finde es wirklich im Nachhinein richtig schön."

Alle Infos und Pläne zum Erftumbau gibt es hier.

Auch um den Gillbach in Rommerskirchen gibt es ähnliche Probleme. Auch der Gillbach bekommt Extra-Wasser. Muss er auch, weil die natürliche Quelle durch Tagebaue weggebaggert wurde. Anders als bei der Erft kommt das Wasser aber nicht aus dem Tagebau, sondern aus dem Kraftwerk. Es handelt sich um Kühlwasser aus dem Kraftwerk in Niederaußem. Auch hier droht also die Quelle zu versiegen. Hier bekommt ihr mehr Infos.



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