
G9 bringt Herausforderungen auch im Rhein-Kreis Neuss
Durch die Umstellung auf G9 gibt es 2026 deutlich weniger Abiturienten. Hochschulen und Ausbildungsbetriebe müssen sich auf weniger Bewerber und neue Herausforderungen einstellen.
Veröffentlicht: Montag, 06.10.2025 13:00
Ab dem kommenden Jahr wird sich in Nordrhein-Westfalen einiges ändern: Durch die Rückkehr zum G9-Abitur gibt es deutlich weniger Abiturienten. Während in diesem Jahr noch rund 74.000 Schüler ihr Abitur gemacht haben, rechnet die Bezirksregierung im nächsten Jahr mit nur etwa 30.000 – weniger als die Hälfte. Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen, vor allem für Hochschulen und Ausbildungsbetriebe.
Hochschulen passen sich an
Die großen Universitäten in Köln und Düsseldorf erwarten einen deutlichen Rückgang der Bewerbungen – an der Uni Düsseldorf sogar um bis zu 50 Prozent. Kleinere Hochschulen, an denen beispielsweise viele Studierende von Berufskollegs kommen, sind weniger stark betroffen. So liegt der Anteil der Gymnasiasten an der Hochschule Düsseldorf nur bei 10 bis 20 Prozent. Ein Rückgang der Bewerberzahlen führt sehr wahrscheinlich dazu, dass die Hochschulen ihre Zulassungsbeschränkungen (NCs) lockern. Studiengänge mit hohen NCs wie Medizin, Psychologie oder Jura werden davon jedoch kaum betroffen sein – so die Einschätzung der Hochschulen. Gleichzeitig rechnen sie mit mehr Bewerbungen aus anderen Bundesländern, in denen es keinen Wechsel von G8 auf G9 gibt.
Auswirkungen auf Ausbildungsplätze
Auch Ausbildungsbetriebe könnten die Veränderungen spüren. Zwar macht nur ein kleiner Teil der Abiturienten eine Ausbildung, doch viele Unternehmen kämpfen ohnehin schon mit einem Bewerbermangel. Laut der Industrie- und Handelskammer mittlerer Niederrhein könnte es für Betriebe sinnvoll sein, ihre Anforderungen zu überdenken und auch Bewerber mit niedrigeren Abschlüssen oder schlechteren Noten einzustellen.
"Um mehr junge Menschen für Ausbildungsberufe zu begeistern, sind eine verstärkte Werbung für Jobs im Handwerk und in der Industrie notwendig", so Daniela Perner von der IHK.
Herausforderungen für Schulen
Die Rückkehr zu G9 bringt auch für die Gymnasien Herausforderungen mit sich. Viele Schulen kämpfen mit Platzmangel und maroden Räumen. Laut der Lehrergewerkschaft GEW wird der Bedarf an zusätzlichen Räumen oft mit Containern gedeckt – eine Übergangslösung, die keine langfristige Perspektive bietet. Auch die angespannte Personalsituation bleibt ein Problem. Zwar hat das Land NRW zusätzliche Lehrkräfte eingestellt, sogenannte Vorgriffsstellen, doch die Entlastung reicht laut Gewerkschaft vielerorts nicht aus.
Die Rückkehr zu G9 bringt sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich. Während Hochschulen und Ausbildungsbetriebe sich auf weniger Bewerber einstellen, könnten sich für Schüler mit schlechteren Noten neue Möglichkeiten ergeben. Gleichzeitig bleibt die Situation an den Schulen angespannt – sowohl räumlich als auch personell.