Lachgas birgt hohe Risiken für Jugendliche
Veröffentlicht: Montag, 30.06.2025 11:14
Lachgas wird immer beliebter – vor allem bei Jugendlichen. Experten warnen vor gesundheitlichen Risiken wie Nervenschäden und stehen für Aufklärung und Prävention.

In einer aktuellen Sondersendung des Rhein-Kreises Neuss widmete sich unsere Redaktion dem Thema Lachgas – einer unterschätzten Gefahr, die insbesondere bei Jugendlichen immer mehr an Popularität gewinnt. Als Interviewpartner waren Kinderärztin Dr. Barbara Albrecht, Kreis-Gesundheitsdezernent Gregor Küpper sowie Phillipp Alfken und Michael Weege von der Suchtberatung der Caritas zu Gast. Gemeinsam beleuchteten sie die Auswirkungen des Konsums, die aktuelle Entwicklung und wie Hilfe für Betroffene aussieht.
Ein harmloser Rausch? Die medizinische Sicht
Dr. Barbara Albrecht berichtet von zunehmenden Fällen, bei denen Jugendliche mit neurologischen Ausfallerscheinungen oder Kreislaufproblemen behandelt werden müssen. Lachgas, das eigentlich in der Medizin und Lebensmittelindustrie genutzt wird, wird inzwischen konsumiert – über Luftballons oder Sahnekatuschen.
„Das Lachgas wird über die Lunge eingeatmet, verdrängt da den Sauerstoff und gelangt dann aus der Lunge in die Blutbahn und über die Blutbahn dann eben auch ins Gehirn und in die Nervenzellen. Je höher die Konzentration ist, die ich einatme, umso mehr vom Sauerstoff wird verdrängt, was akut zu Schwindel, Benommenheit und Gleichgewichtsstörungen führen kann. Besonders wichtig ist es, auf die Langzeitfolgen zu achten“, so Albrecht.
Lähmungserscheinungen, Wahrnehmungsstörungen oder sogar bleibende Nervenschäden seien keine Einzelfälle mehr.
Ein wachsendes Problem im Kreis
Gregor Küpper, Gesundheitsdezernent des Kreises, betonte die Dringlichkeit, diesem Trend auf kommunaler Ebene entschieden entgegenzutreten.
„Die Tendenz ist leider stark steigend. Die Ordnungsämter der Kommunen melden uns das, und man sieht es auch im Stadtbild – leere Kartuschen und Luftballons.“
Er setzt auf ein bundesweites Verbot. Für Kinder und Jugendliche sollen Erwerb und Besitz verboten werden, wie ein jetzt auf den Weg gebrachter Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken vorsieht. Generell untersagt werden sollen der Online-Handel und der Kauf an Selbstbedienungsautomaten. Weil die Chemikalien verbreitet zu anderen Zwecken verwendet werden, sind Ausnahmen von Verkaufsverboten vorgesehen. Bei Lachgas sollen Kartuschen mit bis zu acht Gramm Füllmenge auf dem Markt bleiben können, die etwa zum Aufschäumen von Schlagsahne dienen. Das gilt auch für Fertigsprühsahne.
Hilfe bei Konsum und Suchtgefahr
Wie ein Beratungsgespräch für betroffene Jugendliche oder besorgte Eltern abläuft, erklärten Phillipp Alfken und Michael Weege von der Caritas-Suchtberatung:
„Wir setzen auf niedrigschwellige Angebote – ohne Druck, aber mit klaren Informationen über Risiken und individuelle Unterstützung“, erläuterte Alfken.
Viele junge Menschen kämen über das Umfeld oder nach einem Vorfall zu ihnen. Weege ergänzte:
„Wichtig ist, mit dem Kind im Gespräch zu bleiben, sodass eine Offenheit zu solchen Themen besteht und man darüber reden kann.“
Kontaktdaten der Caritas Suchtebratung:
Telefon: 02131 889 170
E-Mail: caritas-neuss.de


