Diskussionen um Arbeitsklima im Rommerskirchener Rathaus

Der Rommerskirchener Bürgermeister Mertens sieht sich aktuell schweren Vorwürfen von ehemaligen Mitarbeitenden ausgesetzt. Sogar sein Rücktritt wird gefordert.

Bürgermeister Dr. Martin Mertens aus Rommerskirchen
© Gemeinde Rommerskirchen

In einem Bericht der Neuß-Grevenbroicher Zeitung, beschweren sich elf ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem direkten Umfeld von Bürgermeister Martin Mertens über die Amtsführung des Verwaltungschefs. Es wird dort von einem „unerträglichen Arbeitsklima“ berichtet.

Die Vorwürfe

So wird in dem Artikel der Zeitungskollegen eine ehemalige Mitarbeiterin zitiert:

„Organisationsstrukturen und Verwaltungsführung führten zu einer unerträglichen Arbeitsatmosphäre. Mein Eindruck war, dass die wissentliche und willentliche Vermischung von Berufs- und Privatleben von der Verwaltungsspitze vorausgesetzt wird“.

Eine andere – ebenfalls mittlerweile nicht mehr für die Gemeinde Rommerskirchen tätige – Kollegin ergänzt dort:

„Hätte ich vorab gewusst, was mich in der Rommerskirchener Verwaltung erwartet, hätte ich die Stelle gar nicht erst angetreten. Ich habe mich ursprünglich sehr auf den Job gefreut, fand die Stellenbeschreibung spannend und hatte eigentlich auch geplant, einige Jahre in der Position zu bleiben. Das Arbeitsklima sowie die völlige Entgrenzung der Arbeitszeiten haben mich allerdings dazu veranlasst, nach weniger als einem Jahr die Reißleine zu ziehen“, berichtet sie. Und weiter: „Mein Eindruck war, dass viele Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich direkt zusammenarbeitete, unter ständigem Druck standen. Ich selbst empfand das Arbeitsklima als toxisch und der ausfallende Umgangston, der regelmäßig herrschte, haben die Situationen nicht unbedingt entschärft. Wenn Sie mich fragen, spricht die permanent hohe Personalfluktuation hier Bände.“

Weitere Zitate aus dem NGZ-Artikel:

„Im Nachgang vergleiche ich die Zeit im Rathaus manchmal mit einer toxischen Beziehung. Dabei gab es auch sehr gute Phasen. Insgesamt hat mich die angespannte Arbeitsatmosphäre aber stark belastet und ich habe noch vor Vertragsende gekündigt. Uns wurde mehrfach angedroht, auf den Bauhof versetzt zu werden. Ich würde meinen Freunden diesen Arbeitgeber nicht weiterempfehlen.“

Reaktion von Bürgermeister Mertens

Mittlerweile hat sich auch der beschuldigte Bürgermeister zu Wort gemeldet. In einem schriftlichen Statement heißt es:

„Zunächst möchte ich noch einmal betonen, dass ich alle Vorwürfe und Kritik sehr ernst nehme und ich gemeinsam mit der Verwaltungsleitung alles unternehmen werde, um diese Vorgänge aufzuklären und aufzuarbeiten. Meine Wahrnehmung der zugrunde liegenden Situation war eine andere. Ich will überhaupt nicht von der Hand weisen, dass ich mich getäuscht habe und dadurch die Sichtweisen dieser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht wahrgenommen habe. Ich hatte und habe stets einen extrem hohen Anspruch an meine Arbeit, die ich zum Wohle der Gemeinde und der hier lebenden Menschen mache. Für die positive Entwicklung der Gemeinde habe ich auch natürlich auch außerhalb der regulären Dienstzeiten und am Wochenende hart gearbeitet und werde dies auch weiter zum Wohle der Gemeinde und der hier lebenden Menschen tun. Aber ich habe auch eine Fürsorgepflicht gegenüber meinen Mitarbeitenden. Auf diese werde ich zukünftig noch sorgsamer achten. In hektischer Atmosphäre habe ich sicherlich manche Äußerung getätigt, die ich heute nicht mehr machen würde. Sofern ich jemanden verletzt haben sollte, tut es mir sehr leid."

Mertens kündigt außerdem an, die internen Kommunikationswege zu überprüfen und den Gemeindemitarbeitenden in Zukunft anonyme und unbürokratische Möglichkeiten zu geben, sich über Missstände zu beschweren. Dass die bisher vorhandenen Wege nicht genutzt wurden, spricht Mertens in der Pressemitteilung ebenfalls an.

„Es macht mich dennoch betroffen, dass ehemaligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sich teilweise viele Jahre nach ihrem Ausscheiden mit derartigen Vorwürfen an die Presse wenden. Ich bin enttäuscht, dass es angesichts der Vorwürfe nicht zu einem kritischen Dialog mit mir gekommen ist. Leider sind die in der Verwaltung vorhandenen Beschwerde- und Meldewege nicht genutzt worden. Wäre dies geschehen, hätte ich mich entsprechend meiner Verpflichtung und meiner Verantwortung dann den Vorwürfen stellen müssen und gestellt.“

Bereits Ende Oktober 2023 hatte es – damals noch anonyme bzw. unter einem Pseudonym geschriebene – Beschwerden über das Arbeitsklima in der Rommerskirchener Verwaltung gegeben. Auf der Bewertungsplattform „kununu.de“ seien aber plötzlich alle negativen Einträge gelöscht worden. Damals hatte unter anderem "Der Spiegel" darüber berichtet. Hier geht es zum entsprechenden Artikel auf unserer Homepage.

Am Freitag (10.05.24) hat sich Martin Mertens auch mit einem Video-Statement zu Wort gemeldet.

Der Rommerskirchener Bürgermeister Martin Mertens äußert sich zu Vorwürfen wegen des angeblich schlechten Arbeitsklimas in seiner Verwaltung.

Rücktrittsforderungen

Auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz haben CDU, FDP und Grüne aus Rommerskirchen am Freitag (10.05.24) den sofortigen Rücktritt von Mertens gefordert. Dies begründeten sie folgendermaßen:

"Es ist uns nicht leicht gefallen diesen Schritt zu gehen, aber die jüngsten Entwicklungen haben uns keine andere Wahl gelassen. In den letzten Tagen sind mutige Aussagen von ehemaligen Mitarbeitern des Bürgermeisters in die Öffentlichkeit gelangt, die ein beunruhigendes Bild zeichnen. Diese Berichte sind nicht nur besorgniserregend, sondern stellen auch einen ernsthaften Vorwurf gegenüber dem Führungsstil des derzeitigen Bürgermeisters dar. Aus den Schilderungen ist zu entnehmen, dass es um gezieltes Mobbing und Verletzungen des Arbeitszeitgesetzes geht. Betrachtet man jeden einzelnen Fall, der nun an die Öffentlichkeit getretenen Kollegen, fällt einem auf, dass es kein einmaliger oder seltener Vorgang war. Im Gegenteil bringt man die aufgebrachten Vorwürfe in eine chronologische Reihe stellt man fest, dass es sich wie eine Art Roter Faden durch die gesamte Amtszeit von Bürgermeister Dr. Martin Mertens zieht. Ein vermeintliches Angebot des Bürgermeisters, sich jetzt zu ändern und jetzt externe Unterstützung ins Boot zu holen, halten wir für fragwürdig. Zum einen war dafür seit 2014 mehr als genug Zeit und zum anderen ist der nun plötzlich als befristet eingestellte Ex-SPD Bürgermeister aus MG Herr Bude bereits seit Jahren in beratender Funktion für die Gemeinde und den BM tätig. Was soll sich also ändern? Daher fordern wir in Einigkeit und mit aller Deutlichkeit den sofortigen Rücktritt des Bürgermeisters. Dies ist ein notwendiger Schritt, um weiteren Schaden von unserer Gemeinde abzuwenden und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor weiterem schädlichen Verhalten zu schützen.Grundsätze von Respekt und Vertrauen sollen wieder Einzug in den Alltag der Gemeindeverwaltung bekommen".

Sitzung des Ältestenrates

Am Donnerstag (16.05.24) soll es auf Einladung des Bürgermeisters eine Sitzung des Ältestenrates geben. Dazu hat Mertens die Fraktionen im Gemeinderat eingeladen.

„Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir einen sachlichen, kritischen und konstruktiven Dialog über die gegen mich erhobenen Vorwürfe führen würden" so der Bürgermeister.

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