NE-WS 89.4 Jahresrückblick 2023: Gerichts-Prozesse

Kurz bevor das Jahr endet darf eine Tradition bei NE-WS 89.4 natürlich nicht fehlen: Der Jahresrückblick. Hier geht es um die außergewöhnlichsten Gerichts-Prozesse.

Tausende Verfahren mit Beteiligung von Opfern oder Angeklagten aus dem Rhein Kreis Neuss haben in diesem Jahr erneut die Justiz in der Region beschäftigt. Häufig ging es dabei um Schwerkriminalität, manchmal aber auch um Kuriositäten. Wir von NE-WS 89.4 blicken gemeinsam mit unserem Gerichtsreporter Marc Pesch auf die wichtigsten Verfahren des Jahres zurück.

11. Januar 2023 – Am Landgericht Düsseldorf startet der Prozess um eine Drogenplantage auf einer Kegelbahn in Gnadental. Ein Gastwirt hatte hier am Berghäuschensweg in seiner Kneipe während der Corona-Pandemie Marihuana angebaut. Kurz bevor acht Kilo des Rauschgifts geerntet werden konnten, flog die Plantage auf. Das Gericht lässt letztlich Gnade vor Recht ergehen und verurteilt den Gastwirt lediglich zu einer Bewährungsstrafe.

17. Januar 2023 – Am Amtsgericht Grevenbroich beginnt ein Verfahren gegen eine Klimaaktivistin, die sich im Prozess als „diverse Person“ vorstellt und sich keinem Geschlecht zugehörig fühlt. Die Person aus Norddeutschland nervt die Justiz fortan mit seitenlangen Anträgen und fehlt unentschuldigt an mehreren Verhandlungstagen. Die Quittung folgt im April – die zuständige Richterin schickt die angeklagte Person für neun Monate ohne Bewährung hinter Gitter. Sie hatte RWE durch eine Gleisblockade am RWE-Kraftwerk Neurath einen Schaden von fast 1,5 Millionen Euro zugefügt.

27. Januar 2023 – Das Prügel-Verfahren gegen eine Metzgersfrau aus Reuschenberg geht mit einer saftigen Geldstrafe zu Ende. Die Frau hatte Ende März 2022 auf offener Straße auf einen Kunden eingedroschen, der bestellte Hamburger-Buletten nicht bezahlen wollte. Die Justiz erlässt letztlich einen Strafbefehl – 1200 EUR muss die Beschuldigte blechen.

1. Februar 2023 – Das Landgericht Mönchengladbach schickt einen 19jährigen Grevenbroicher dauerhaft in die Psychiatrie. Der arbeitslose junge Mann hatte bei einem Besuch im hessischen Offenbar in der Wohnung seiner Großeltern seinen Vater erstochen und war anschließend blutverschmiert mit der Bahn zurück nach Grevenbroich gefahren. Die Tat geschah offenbar im Drogenwahn.

9. Mai 2023 – Ein kurioses Verfahren sorgt am Amtsgericht Neuss für Aufsehen. Angeklagt ist eine 74jährige Rentnerin. Die Neusserin hatte gut hörbar für andere Fahrgäste in einem Bus der Stadtwerke gefragt, ob man „hier in Anatolien“ sei. Der Grund: Andere Frauen saßen mit Kopftuch im Bus. Das Gericht spricht die 74jährige letztlich frei. Der Grund: Nicht alles, was taktlos sei, sei auch eine Straftat, entscheidet der Richter

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12. Mai 2023 – Der Bundesgerichtshof beendet nach etlichen Jahren die juristische Aufarbeitung eines grausamen Verbrechens. In Grevenbroich-Wevelinghoven hatte eine Mutter ihren kleinen Sohn in dessen Kinderzimmer auf der Krummstraße elendig verhungern und verdursten lassen. Nach mehreren Prozessen und Revisionsverfahren zieht das Bundesgerichtshof einen Schlussstrich - die Frau muss letztlich für sechseinhalb Jahre ins Gefängnis.

18. Juli 2023 – Nach einem tödlichen Unfall auf der A57 zwischen Neuss und Köln muss sich eine Frau aus Dormagen wegen fahrlässiger Tötung vor dem Kölner Landgericht verantworten. Sie hatte im Drogenrausch mit ihrem Mercedes Cabrio einen tödlichen Unfall verursacht, bei dem ihre Beifahrerin aus Dormagen ums Leben gekommen war. Anfang August verkündet das Gericht sein Urteil: Die 35jährige Autofahrerin aus Dormagen kommt mit zwei Jahren Haft auf Bewährung davon. Begründung: Die Richter sehen eine Mitschuld beim Opfer. Die 25jährige habe sich ebenfalls im Kokain-Rausch zu der Angeklagten ins Auto gesetzt und sei mit Tempo 200 über die Autobahn gerast.

8. September 2023 – Das Landgericht Düsseldorf verurteilt einen erst 18 Jahre alten Neusser zu neun Jahren Jugendgefängnis. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass der Jugendliche hinter dem Neusser Hauptbahnhof einen Obdachlosen erstochen hatte. Laut Urteil ist die Tat ein heimtückischer Mord. Laut Polizei hatte der Angeklagte durch die Zeltplane des Obdachlosen auf sein Opfer eingestochen. Der 18jährige war schon vor der brutalen Tat durch Körperverletzungsdelikte und Einbrüche aufgefallen.

26. September 2023 – Das Landgericht Mönchengladbach verurteilt die Mitglieder einer Grevenbroicher Einbrecherbande zu teilweise langen Gefängnisstrafen. Die Männer und Jugendlichen hatten in einer Vielzahl von Fällen in Homejacking-Manier Autoschlüssel und anschließend vor den Haustüren geparkte Fahrzeuge gestohlen. Dazu gehörte unter anderem auch der Dienst-Audi des Jüchener Bürgermeisters Harald Zillikens. Der 40jährige Kopf der Bande muss letztlich für acht Jahre hinter Gitter. Der angerichtete Schaden: Rund 1,5 Millionen Euro.

2. November 2023 – Am Landgericht Wuppertal beginnt der Prozess gegen eine Drogenbande, der Männer im Alter zwischen 42 und 51 Jahren aus Neuss, Brüggen und Erkrath angehören sollen. Die Angeklagten sollen versucht haben, 550 Kilogramm Marihuana durch Europa zu schmuggeln. Dem angeblich beteiligten Neusser droht eine lange Gefängnisstrafe. Mit dem Urteil wird erst im kommenden Jahr gerechnet.

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