Fechterin spricht über mentale Krankheiten im Leistungssport
Veröffentlicht: Montag, 03.11.2025 06:48
Mentale Krankheiten im Leistungssport sind bei Spitzensportlern keine Seltenheit. Die frühere Dormagener Fechterin Leá Krüger litt durch den Leistungsdruck an Bulimie.

Wer ist Leá Krüger?
Leá Krüger war über 17 Jahre Säbelfechterin und Mitglied der deutschen Nationalmannschaft. Sie nahm an zahlreichen Europa- und Weltmeisterschaften teil und gewann mehrere deutsche Meistertitel. Nach dem Ende ihrer Karriere widmet sie sich nun ihrem Jurastudium und engagiert sich in der Athletenvertretung, Unter anderem bei Athleten Deutschland und der Athletenkommission des DOSB. Mit 15 zog Leá von Nürnberg nach Dormagen, um am Bundesstützpunkt für Säbelfechten zu trainieren.
„Ich wollte unbedingt Leistungssport machen“, sagt sie.
In Dormagen begann ihre internationale Karriere: Nach nur zwei Jahren nahm sie an ihrer ersten Jugend-Europameisterschaft teil, kurz darauf folgte die Weltmeisterschaft. Dormagen, so Leá, sei das „Bayern München des Fechtens“ – ein Ort, an dem sie viele Erfolge feiern konnte.
Leistungsdruck führte sie in die Bulimie
Leá spricht offen über die Schattenseiten des Leistungssports. Sie litt zwei Jahre lang an Bulimie, einer Essstörung, die durch den enormen Druck im Leistungssport ausgelöst und verstärkt wurde.
„Man steht allein auf der Bahn, ein Treffer entscheidet über Sieg oder Niederlage. Dieser Druck hat mich irgendwann überfordert.“
Die Krankheit äußerte sich bei ihr in emotional bedingtem Erbrechen, um kurzfristig Kontrolle über ihre Gefühle zu gewinnen.
„Es hat mir kurzzeitig geholfen, aber langfristig macht es nicht glücklich.“
Leá betont, dass der Umgang mit Druck im Leistungssport oft an die Grenzen des Erträglichen geht.
„Man will Medaillen, man will in den Kader – aber wenn man nicht merkt, dass man sich dabei selbst schadet, wird es gefährlich.“
Diese Dynamik, so Leá, sei im Leistungssport weit verbreitet und werde oft unterschätzt.
Der Wendepunkt
Ein enger Freund machte Leá darauf aufmerksam, dass sie Hilfe brauche.
„Das war das erste Mal, dass mir bewusst wurde, wie ernst die Situation ist.“
Sie begann eine Therapie und erhielt die Diagnose „atypische Bulimie“.
„Mit einer klaren Diagnose konnte ich endlich daran arbeiten.“
Für Leá war dies ein entscheidender Schritt, um aus der Krankheit herauszufinden.
Strukturelle Probleme im Leistungssport
Leá Krüger
Leá kritisiert, dass psychologische Betreuung im Leistungssport oft als „nice to have“ angesehen wird. Sie fordert, dass Sportpsychologen flächendeckend verfügbar sein sollten, um Athleten frühzeitig zu unterstützen.
„Wir brauchen schnelle, unbürokratische Hilfe, denn eine Sportkarriere ist endlich.“
Sie betont, dass der immense Druck im System nicht nur die Athleten, sondern auch Trainer und Betreuer betrifft.
„Dieser Druck überträgt sich auf uns Athleten und kann krank machen.“
Tabus brechen und anderen helfen
Heute setzt sich Leá dafür ein, mentale Erkrankungen im Sport zu enttabuisieren. Sie hat die Initiative „Mehr als Muskeln“ mitgegründet, die Athleten einen geschützten Raum für Gespräche bietet.
„Es ist wichtig, dass wir uns Zeit nehmen, wirklich zuzuhören, wie es anderen geht.“
Sie möchte darauf aufmerksam machen, dass mentale Gesundheit genauso wichtig ist wie körperliche Fitness.
Initiativen für mentale Gesundheit
Leá hebt Projekte wie „Mental gestärkt“ hervor, die Athleten schnelle psychologische Hilfe bieten. Auch Netzwerke wie „Athletes in Mind“ schaffen Sichtbarkeit für mentale Gesundheit im Sport.
„Es passiert viel, aber es gibt noch Luft nach oben – vor allem bei der Finanzierung.“
Leá Krüger zeigt, dass der Weg aus einer Krise möglich ist. Mit ihrem Engagement gibt sie anderen Athleten Hoffnung und kämpft für ein System, das nicht nur Medaillen, sondern auch die Menschen dahinter sieht.



