Rheinmetall rüstet in Neuss auf
Veröffentlicht: Mittwoch, 12.11.2025 13:00
Mit der geplanten Satellitenproduktion in Neuss schlägt Rheinmetall ein neues Kapitel auf. Der Konzern im Neusser Hafen produziert immer mehr für militärische Zwecke.

In seinem Werk in Neuss will Rheinmetall ab 2026 Satelliten für die Bundeswehr produzieren. Gemeinsam mit dem finnischen Unternehmen ICEYE plant Rheinmetall die Fertigung von 40 sogenannten SAR-Satelliten (Synthetic Aperture Radar). Diese hochmodernen Geräte können unabhängig von Wetter und Tageszeit hochauflösende Bilder liefern und selbst kleinste Objekte auf der Erdoberfläche erkennen – ein entscheidender Vorteil für militärische Aufklärung.
Vom Autozulieferer zum Rüstungskonzern
Das Werk in Neuss, in dem bisher vor allem Komponenten für die Automobilindustrie hergestellt wurden, wird derzeit schrittweise auf militärische Produktion umgestellt. Bereits jetzt fertigen die rund 1.500 Beschäftigten Schutzkomponenten für militärische Fahrzeuge. Mit der geplanten Satellitenproduktion erhält der Standort eine neue, zukunftssichere Perspektive.
„Unsere hoch qualifizierten Kolleginnen und Kollegen in Neuss bekommen eine spannende Aufgabe in einem Wachstumsmarkt“, betonte Rheinmetall-Chef Armin Papperger.
Die Umstellung ist Teil einer größeren Strategie: Rheinmetall reagiert auf die wachsende Nachfrage nach militärischer Ausrüstung und erweitert sein Portfolio. Neben Panzern und Munition will der Konzern künftig auch im Bereich der weltraumgestützten Aufklärung eine führende Rolle spielen.
„Mit diesem Schritt tragen wir nicht nur zur Sicherheit bei, sondern stärken auch den Technologiestandort Deutschland“, so Papperger.
Der Standort Neuss, bislang vor allem für die zivile Sparte „Power Systems“ bekannt, steht exemplarisch für den Wandel bei Rheinmetall. Die Transformation zur Elektromobilität und die Krise in der Automobilindustrie setzen die Zuliefererbranche unter Druck. Rheinmetall nutzt die Gelegenheit, um sich neu aufzustellen.
„Wir tun alles, um unseren bisherigen Beschäftigten auch in der militärischen Produktion eine Perspektive zu bieten“, erklärte ein Unternehmenssprecher.
Kooperation mit finnischem Partner ICEYE
Für das Satellitenprojekt arbeitet Rheinmetall mit dem finnischen Start-up ICEYE zusammen, das bereits über eine Flotte von knapp 50 SAR-Satelliten verfügt. Diese liefern unter anderem Daten an die Ukraine und die NATO. Die Produktion der Satelliten soll im zweiten Quartal 2026 starten. Neben Neuss ist auch ein Werk in Berlin für die Fertigung im Gespräch. Langfristig könnte Rheinmetall weitere Standorte umstellen oder Werke anderer Unternehmen übernehmen, um das Wachstum im Rüstungsbereich voranzutreiben. Die geplanten Low-Earth-Orbit-Satelliten (LEOs) bewegen sich in einer Höhe von 200 bis 2.000 Kilometern über der Erde. Sie sind ideal für Aufklärungszwecke, da sie Truppenbewegungen und kleinste Objekte präzise erkennen können – selbst bei schlechtem Wetter oder Dunkelheit. Zum Vergleich: Navigationssatelliten wie Galileo kreisen in rund 23.000 Kilometern Höhe.
Die Bundeswehr plant, die Satelliten für erdnahe Aufklärung einzusetzen. Ob sie die Satelliten selbst betreiben wird oder Rheinmetall diese Aufgabe übernimmt, ist noch offen. Branchenexperten schätzen den Auftrag nach Medienangaben auf etwa drei Milliarden Euro.
Der Neusser Bürgermeister steht hinter den Plänen
Die Stadt Neuss zeigt sich vorbereitet. Bürgermeister Reiner Breuer betonte, dass die Gespräche mit Rheinmetall intensiv geführt wurden.
„Wir sind froh, dass der Standort erhalten bleibt und zukunftssicher gestaltet wird“, so Breuer.





